Nachdem ich es gestern in der Alten Oper in Frankfurt gesehen habe, würde ich auch gerne mal meine 2 Cent dazugeben. Disclaimer: Alles, was ich sage, ist die Meinung eines absoluten Musik-Laien, der keinerlei Ahnung von der Materie hat und einfach nur versucht seine persönlichen Eindrücke zur Schönbrunn Version schildern.
Zunächst einmal zum Bühnenbild. Ich schätze es sehr, dass das Orchester einen Platz im Rampenlicht bekommt, aber die Bühne wirkte dadurch enorm eng und hat wenig Raum für die Performance der Darsteller geboten. Was aber auch nur bedingt ein Problem war, da wirklich viel "Performance" nicht zu sehen war, sehr oft standen die Akteure relativ still und haben schlicht zum Publikum gesungen, oder 3-4 sich wiederholende Tanzbewegungen aufgeführt. Es war nicht wirklich was fürs Auge - abseits der grellen Scheinwerfer, die manchmal durch den Saal gingen und massiv geblendet haben. Gerade Songs wie "Nur kein genieren", "Am Deck der sinkenden Welt" und vor allem "Hass" (Wenn die Darsteller in der alten Version in ihren braunen Uniformen aus dem Schatten ins Licht getreten sind ist es mir eiskalt den Rücken herunter gelaufen) haben hierunter sehr gelitten. Ich hatte das Glück, die alte Version einmal vor 11 und einmal vor 9 Jahren sehen zu dürfen (Alte Oper und Jahrhunderthalle), und diese waren visuell um einiges eindrucksvoller.
Aber während die simplifizierung des Bühnenbildes etwas ärgerlich war, war die Kürzung (und Streichung, RIP Eljen) vieler Songs in der Schönbrunn Version mein eigentlicher Kritikpunkt. Nur kein genieren, Hass, am Deck der sterbenden Welt, Eine Kaiserin muss glänzen, vieles kam hier zu kurz. Diese Merkwürdige "Tanz"einlage der Irrenhausszene (wie gesagt, 3-4 Tanzbewegungen, die sich ständig wiederholt haben) hätte man meiner Meinung nach komplett streichen können.
Positiv war dagegen die Besetzung. Lukas Meyer als Tod steht auf der Skala zwischen Kamaras und Kröger eher auf der "sanften" Seite, hat diese Rolle aber mMn super ausgefüllt und teilweise eine bombastische Stimmgewalt an den Tag gelegt, bei der ich Gänsehaut bekam. Lediglich die Abmischung schien manchmal nicht so recht stimmig, seine Stimme wurde an ein paar stellen vom Orchester überlagert. Ricardo Greco als Lucheni war meiner Meinung nach teilweise etwas zu zurückhaltend, aber wenn er losgelegt hat hat die Bühne einfach ihm gehört Auch enorm gefallen hat mir Isabell Dörfler als Sophie. Eine Stimme, die ich nur als "facettenreich" beschreiben kann. Ich habe von ein paar Leuten gehört, dass sie Dörfler überhaupt nicht mögen, ich allerdings konnte diese Meinung nicht teilen. Auch hier: Gänsehaut.
Ich bereue es nicht, live dabei gewesen zu sein. Es war letztlich ein schöner Abend und die Darsteller haben sich ihre standing ovations mMn verdient. Aber mit den Ticketpreisen heute im Vergleich zu damals und dem Umstand, dass ich die alte Version sehr viel mehr mochte, würde ich mir dir Schönbrunn Version nicht noch einmal live ansehen.
Wie gesagt, take everything I said with a grain of salt, da ich hier nicht mehr mache als meine Eindrücke in ein paar halbwegs kohärente Sätze zu verpacken, ohne wirklich Ahnung zu haben.