Würde mich auch interessieren, wer da die Vertretung für die beiden Erstbesetzungen ist.
Sofie de Schryver
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Anmelden oder registrierenWürde mich auch interessieren, wer da die Vertretung für die beiden Erstbesetzungen ist.
Sofie de Schryver
Vielleicht noch ein wenig früh, jedoch könnte „Death Becomes Her“ ein internationaler Erfolg werden und somit bestimmt für SE interessant.
Im Programmheft von "The Devil Wears Prada" in London ist Stage Entertainment als Produzent aufgeführt. Das dürfte für Deutschland vor allem in Kombination mit dem Namen Elton John dann wohl doch die bessere Wahl sein, auch wenn das Stück eher mittelmäßig ist. Das war in Deutschland noch nie ein Hinderungsgrund
So hab ich das nie gesehen, da hast du recht. Aber dafür ist dann das Genre wahrscheinlich nicht bekannt oder gehyped genug? Musical verbinden wohl die meisten doch eher mit sowas wie Cats. Vielleicht ist dann die Wahl der Promo Orte falsch? Also nicht auf die Schlager-Sendungen setzen?
Uff, das ist ja wohl eigentlich das Offensichtlichste überhaupt?
Das eine sind absolute Mega-Stars, die man nur einmal in X Jahren live zu sehen bekommt, das andere ist etwas, was Abend für Abend bei der Stage uninspiriert runtergespielt wird.
Dazu hat man es von Anfang an versäumt, in Deutschland Musicalstars aufzubauen, die dann für sich als Stars zig Leute ins Theater locken wie am Broadway oder in geringerem Umfang in London. Und selbst wenn es da mal etwas Crossover gibt wie bei Alexander Klaws mit der DSDS-Zielgruppe werden diese Leute schnell wieder vergräzt, weil es in Deutschland so unsicher ist, die First Casts überhaupt zu sehen. Das macht die Aufführungen natürlich noch "beliebiger", da nicht mal das Gefühl "wow, ich sehe endlich XY live auf der Bühne" da ist. Wenn du für Taylor Swift 200€ hinblätterst, erwartest du ja auch Frau Swift und keine Understudy.
Eine kleine Hype gab es durchaus unter Jüngeren als Hamilton kam, weil man das Stück schon aus der (online) Popkultur kannte. Aber die wurde ja dann mit der Stage-Preispolitik erfolgreich kaputtgemacht. Six (auch ein Stück, das über den Musical-Tellerrand hinaus bekannt ist), scheint ja bei den Tournee-Gastspielen ganz gut funktioniert zu haben.
Wer £150 für Back to the Future ausgibt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
Mir persönlich ist es egal, da ich es seit Jahrzehnten gewohnt bin, Musicals in Englisch, Französisch, dänisch, niederländisch, spanisch oder hebräisch zu schauen
Ja, natürlich, du weltgewandter Globetrotter sprichst all diese Sprachen fließend
Davon abgesehen verstehe ich aber tatsächlich, was du meinst - ich schaue mir auch Stücke in Sprachen an, die ich nicht verstehe, wenn sich die Gelegenheit auf Reisen ergibt. Und ich verstehe auch die Problematik der Boomer, die sich Shows nur auf Deutsch angucken wollen, so wie sie in FIlm & Fernsehen auf Synchronisation beharren.
Allerdings: Die Boomer sind eben nicht die Zielgruppe für Shows wie Hamilton und &Julia. Dann muss man eben abwägen: Schaffen wir es, die Show (auf Englisch) mit der jüngeren und weniger zahlungskräftigen Generation vollzubekommen, indem wir Tickets billiger anbieten (und ziehen uns so eine neue Generation heran, die dann auch andere Stücke anschaut), oder halten wir uns an die gutbetuchten Boomer aus den Elbvororten und bieten denen Stücke, die ihnen thematisch gefallen könnten und die komplett auf Deutsch funktionieren? Dann sind wir beim Kreis der ewigen Revivals von Sachen wie Cats, Elisabeth, Phantom, usw. Man kann dann nicht beides haben.
Das Beispiel Sunset Blvd in London hinkt: Anfangs waren Karten sehr günstig zu haben und es war nicht ausverkauft. Erst als sich allmählich herumsprach, dass Jamie Lloyd da etwas Ungewöhnliches gezaubert hatte und Nicole Scherzinger eine grandiose Vorstellung lieferte, stieg die Nachfrage nach Tickets an und die Preise gingen in die Höhe.
DAS zeigt aber auch das Problem hier: In London und New York steigt man erstmal mit fairen Preisen in den Kartenvorverkauf ein und hält dabei auch gerne mal einige gute Reihen zurück. Entwickelt sich eine Show dann zum Hit, gehen die Preise dynamisch in die Höhe. Läuft sie nicht so gut, kommen die Discounts. Gerade bei unbekannten Shows wie Hamilton und &Julia wäre es darum absolut wichtig, erstmal mit günstigeren Preisen einzusteigen und Discounts anzubieten, um die Hütte vollzubekommen. Spricht sich dann darum, dass es eine sehenswerte Show ist und die Nachfrage zieht an, kann man die Preise noch immer erhöhen. Hercules scheint sich ja auch etwas besser zu verkaufen, seit die Preise dort auf ein faires Maß gesenkt wurden.
Naja wer in den 90ern Teenager war sagen wir mal 15, der ist 30 Jahre später auch in seinen Vierzigern.
Danke dass ich mich jetzt schlagartig alt fühle
Hast natürlich recht. Glaube aber auch, dass die Popmusik von Max Martin eher so unter leicht konsumierbarer und schnell vergessener Bubblegum-Pop fällt, der damals schon nur Teile der Leute erreichte. Nicht wie davor ABBA, QUEEN oder auch Michael Jackson, die wirklich ganze Generationen erreichten und deren Hits auch noch echte Evergreens sind, die jeder kennt und die dann auch eher Leute in ein Jukebox-Musical mit deren Musik locken.
Wie schon bei Hamilton hat Stage Entertainment auf dem Papier fast alles richtig gemacht: Eine flotte, unterhaltsame Show, die originalen Bühnenbilder und Kostüme und (endlich mal!) Hauptdarsteller:innen, die der deutschen Sprache perfekt mächtig sind und den Wortwitz des Stückes dann auch entsprechend rüberbringen.
Aber: Wie bei Hamilton halte ich auch hier die Entscheidung für das Stück an sich einfach für falsch. Shakespeare hat in Deutschland bei weitem nicht den Stellenwert wie in UK (oder sogar in den USA, wo unzählige Schulen und Amateurensembles Shakespeare spielen), der Titel &Julia hat NULL Aussagekraft und dieser gruselige Sprachbrei aus Englisch und Deutsch macht weder die Verfechter der Originalversionen noch die Verfechter des Eingedeutschten glücklich. Ist es eigentlich SO unmöglich, ein Stück abwechselnd auf Deutsch und auf Englisch (mit Übertiteln) zu spielen? Warum muss man unbedingt solche Jukebox-Musicals holen, wenn dann so ein krudes Ergebnis dabei rumkommt? Warum überhaupt diese totale Fixierung auf Stücke aus London oder New York, wenn es in ganz (Kontinental-)Europa spannende Produktionen gibt, die man mal probieren könnte?
Fragen über Fragen. Mein ganzes Mitgefühl gehört den wunderbaren Darstellern im Operettenhaus, die sich jetzt Abend für Abend darum bemühen, etwas Leben in die halbleere Hütte bringen zu müssen.
Fr die recht kurze Laufzeit hat "Paramour" in den letzten 5 Jahren, am meisten Zuschauer bewegt, bei TA eine positive Bewertung abzugeben.
Paramour hatte halt den Cirque du Soleil Bonus - man wusste, dass man dort Zirkus (= was zu gucken) bekam und die üblichen Stage Entertainment-Probleme wie eine schlecht Deutsch radebrechende Belegschaft hier nicht ins Gewicht fiel. Und auch wenn der Cirque recht regelmäßig durchs Land tingelt, haben die Shows doch einen gewissen Seltenheitswert.
Wicked und Mamma mia waren vorher schon durchgenudelt, wobei Wicked die Allgemeinheit hier nie so erreicht hat. Hätte irgendwer bei Stage Entertainment auch nur den Hauch von kaufmännischem Verstand, hätten sie ihr Wicked Revival parallel zum jetzt erscheinenden Film geplant, wenn das Stück in aller Munde ist.
Und wer meint, dass Helmut und Brigitte aus Wanne-Eickel 200 Euro pro Nase hinlegen um sowas wie Come From Away in einem kommerziellen Theater zu sehen, naja, da sag ich lieber nichts zu.
Nur müsste es dann in den Theatern wenigstens ein paar Plätze geben die man sich leisten kann als jüngere Zielgruppe
Genau das sage ich ja, das hat mich ja auch bei Hamilton so geärgert - das Interesse bei Jüngeren war durchaus da, auch WEIL Hamilton in den von dir genannten Kanälen (Insta, Tiktok) stark präsent war. Aber eben nicht für über 100 Euro pro Ticket, da ist die finanzielle Lücke zu Konzerten von populären Superstars (inklusive Taylor Swift) einfach zu klein.
Hätten sich damals (tm) so viele junge Leute während des ersten Musical Booms so für das Genre begeistert, wenn es bei Stella keine 50% Schülerrabatt bei gleichzeitig erschwinglicheren Preisen gegeben hätte oder die kultigen Stehplätze in Wien, für die sich frühmorgens Schlangen bildeten, wie es heute am Broadway und in London bei Day Seats der Fall ist?
Richtig gute Musicals wie Come from Away oder Dear Evan Hansen, die auch jüngeres Publikum ansprechen, landen dann in den Stadttheatern in freien Inszenierungen.
Und für das Bühnenbild von Come From Away mit einem einzigen Hintergrund und einem Dutzend Holzstühle soll die Kundschaft der kommerziellen Musicals dann 200 Euro zahlen?
Da sich Deutschland nun mal dieses exorbitant teure Stadttheatersystem leistet, hat es schon seine Berechtigung, dass diese kleineren Stücke dann auch dort gespielt werden und da ist es halt immer Roulette, ob und wo sie auftauchen.
Und trotz der Verehrung die &Juliet hier scheinbar genießt, ist das Stück in London, also dort, wo die Identifikation mit Shakespeare am höchsten ist, bestenfalls mittelmäßig gelaufen, mit unzähligen Discounts. Wie also soll es hier, wo Shakespeare weit weniger zum Allgemeingut gehört und wo es seit Jahr und Tag versäumt wird, richtig attraktive Rabatte für jüngere Menschen rauszuhauen, gut laufen?
P.S. cellophan - ja, früher war mehr Lametta, äh, ich meine, wurde viel mehr mit Songs geworben, allerdings gab es damals auch Songs vom Kaliber "Memory" oder "Phantom of the Opera", die sofort ins Ohr gingen und die für sich absolute Hits waren, die jeder auf der Bühne erleben wollte. Heutige Stücke wie Hamilton und Hadestown sind halt eher Gesamtkunstwerke, aus denen kaum ein Song wirklich hervorsticht.
Die Fokussierung auf Disney ist sicherlich ein großer Fehler, da es bei Disney unter Bob Iger stark bergab gegangen ist, dem Mann fehlt jegliches kreative Händchen, das Michael Eisner auszeichnete und zeigt, dass "Kapitalismus pur" (jede vorhandene IP ausquetschen bis zum letzten Tropfen wie mit den fantasielosen "Live Action Remakes" und Sequels)) eben nicht funktioniert.
Das Hamilton-Experiment würde und werde ich weiterhin verteidigen - dies ist nicht an der Show selbst gescheitert, sondern an der unsäglichen Preispolitik von Stage Entertainment, die keine ECHTEN Rabatte gerade für jüngere Menschen bereitstellt und Plätze lieber leer lässt.
Fadenscheinig fand ich jedoch die Begründungen in der Doku neulich: Einerseits, dass die Ticketpreise angeblich so hoch wären, weil so hohe Lizenzgebühren anfallen, andererseits, dass die Endentscheidung über die Besetzung bei Disney liegt. Warum? In anderen europäischen Ländern sind Musicals, einschließlich der Disney-Produktionen, wesentlich günstiger (obwohl diese die gleichen hohen Lizenzgebühren zahlen müssten) und besteht die Besetzung trotzdem durchgängig aus einheimischen Muttersprachlern.
Da fehlt es Stage Entertainment wohl an Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsvermögen (bei Moulin Rouge in Köln schafft man es ja auch, in den Hauptrollen durchgehend entweder Muttersprachler zu verpflichten oder Leute aus Nachbarländern, die die deutsche Sprache hervorragend beherrschen wie die aktuelle holländische Satine Marcella Adema). Ich würde mich auch nicht wundern, wenn Hercules unbedingt noch weiter durchgeschleppt werden muss, weil Stage Entertainment irgendeinen Knebelvetrag mit Disney unterschrieben hat, wonach die Show über eine bestimmte Mindestlaufzeit gespielt werden muss, komm was wolle.
Dass Disney selbst nicht an Hercules glaubt, sieht man doch daran, dass es jetzt ins Londoner Drury Lane gesteckt wird, während gleichzeitig schon eine Nachfolgeproduktion für das gleiche Theater angekündigt wird.
Es geht ja konkret um den deutschsprachigen Raum, oder? Also, ob die Leute durch Hamilton mehr über die amerikanische Geschichte erfahren haben und/oder angeregt wurden, sich näher damit zu beschäftigen. Unter Amerikanern, die die Gründerväter in der Schule durchkauen, würden die Antworten ja ganz anders ausfallen.
Fand die Umfrage sehr/zu kurz, vor allem schreibst du hier, dass du individuelle Eindrücke willst, hast aber kein Feld eingefügt, wo Leute auch wirklich freien Text eingeben können
Und wie laut zeterst du dann, wenn Tarzan von einem schwarzen Darsteller gespielt wird?
Discount-Codes sind am Broadway schon längere Zeit im Vergleich zu früher seltener geworden
Findest du? Ich sehe immer wieder Discount Codes, nutze sie nur nicht häufig. Shows, die mir wichtig sind, buche ich selbst zu Broadway-Preisen Vollpreis vor, alles andere dann vor Ort über TKTS oder Rush.
ich hab den Vergleich bzgl. der Einteilung der PK/Sitzplaene gezogen
Ja, wobei das ja auch in London üblich ist und auch bei der Stage nichts Neues, abgesehen von den immer alberner werdenden Bezeichnung. London macht das hier recht geschickt, immer mehr Packages anzubieten, wo man dann zum sehr teuren Ticket Goodies wie ein Glas billigen Sekt bekommt. Mich wundert, dass Stage diese Geldquelle noch nicht für die "komm, wir gönnen uns das" Brigade angezapft hat. Bei Moulin Rouge scheint es ja mit den Can Can Tischen und der Sauf-Reihe auch zu funktionieren.
eins nicht zu vergessen: die Qualität ist in London/NY um Längen besser
Das sowieso. Darum bin ich eigentlich nur noch in London und New York im Theater zu finden.
Wobei ich ja sagen muss, dass Stage bei Hamilton in Hamburg alles richtig gemacht hat (gute Übersetzung, gute deutschsprachige Darsteller) aber es dann eben doch wieder mit miserablem Marketing und überhöhten Preisen OHNE eben vernünftige Angebote vor allem für junge Leute an die Wand gefahren hat. &Juliet hätte ähnliches Potenzial eine junge Zielgruppe zu erreichen, wird aber wohl genauso scheitern, vor allem in direkter Konkurrent zu MJ. Nein, da freue ich mich lieber auf die große Welle ganz neuer Shows in New York und die Stimmung in sehr gut ausgelasteten bis ausverkauften Häusern bei gleichzeitig Top-Qualität.
Das hatten wir ja schon öfter und ich bin nach wie vor überzeugt, dass kurzfristige massive discounts das schnelle Ende der Stage wären. Wer kauft denn dann teure Karten, wenn man kurzfristig eh immer (!) einen guten Platz bekäne. In NY und London hat man die Säle meist recht gut mit regulären Tickets verkauft
Und das aktuelle System ist so toll, wenn sich die meisten Stücke eher schlecht als recht durchwursteln und kaum je ein Jahr schaffen und trotz miserabler Auslastung immer wieder billige alte Kamellen wie Tanz der Vampire gespielt werden?
Man könnte es ja zumindest mal versuchen oder einfach mal eine neue Show mit durch die Bank günstigeren Preisen locken, vor allem wenn man Berührungsängste bei fremden Stoffen überwinden und neue jüngere Zielgruppen wie bei Hamilton erreichen will.
Wie du ja auch sagst - günstige Tickets hinten wären ja schon eine gute Sache, eben dass man überhaupt für 20-30€ ins Theater kommt. Fast alle Broadway Theater haben einige $49 Plätze und in London gibt es auch in jedem Theater die ein oder anderen günstigen Ecken oder letzten Reihen mit wirklich günstigen Preisen.
Es würde ja schon reichen, wenn die Stage bei ihren Shows eine Lotterie anbieten würde. Das es systemseitig kein Problem darstellt, hat man ja bei Hamilton gesehen.
Es müsste aber mehr als eine Lotterie sein, bei der die Chancen sehr gering sind (ich habe weder bei Hamilton noch bei Moulin Rouge in Köln je gewonnen). Es gäbe so endlos viele kreative Möglichkeiten - sei es den Lotterie "Losern" etwas anzubieten, seien es "Rush"-Tickets am Tag der Vorstellung, seien es vernünftige Discounts wie sie ja auch Stage Entertainment NL hinkriegt...
Naja, mir ist es im Prinzip egal, was Stage Entertainment macht; ich habe mich hier nur eingeklinkt, um darauf hinzuweisen, dass der Vergleich zum Broadway eben doch hinkt, weil es dort viel mehr Möglichkeiten gibt, günstig ins Theater zu kommen, wenn es nicht unbedingt der aktuelle Mega-Hit sein muss.
Der große Unterschied zwischen Broadway und Stage Entertainment ist aber, dass nicht ausverkaufte Stücke am Broadway Tickets links und rechts günstig raushauen - Discount Codes, 40-50% Rabatt bei TKTS, Rush und Lotteries, TDF für junge Leute und natürlich Dynamic Pricing, wo dann kurzfristig die normalen Preise nochmal ordentlich sinken. Stage Entertainment spielt lieber vor halbleerer Hütte als mal wirklich kräftig was zu reduzieren.
Da ist es lohnenswerter Karten teuer zu verkaufen oder sonst leer zu lassen.
Es ist unwichtig ob es voll es, es muss sich nur jede Show rechnen.
Mit dieser BWL-Marketing-These steht Stage Entertainment Deutschland aber weltweit alleine da. Um mal nur die beiden großen Musicalmetropolen New York und London zu nennen, in denen die Produzenten zweifellos mehr Ahnung von der richtigen Vermarktung von Musicals haben: Hier ist es üblich, dass Tickets wie es auch nur irgendwie geht losgeschlagen werden: Auf klassischem Weg über die TKTS-Half Price-Schalter, über Last Minute Dynamic Pricing online und über diskrete Papering-Organisationen, die die Tickets sogar verschenken, in der Hoffnung, dass sich auf diesem Weg Word of Mouth Werbung verbreitet. Dazu durchgängige Aktionen für bestimmte Gruppen wie die ermäßigten TDF-Tickets für Jugendliche und letztendlich Rabattaktionen wie Day Seats, Rush Seats, Lottery.
In einem sehr guten Artikel bei Stern.de über den Hamilton-Flop (leider hinter einer Paywall) hat Stage sogar zugegeben, dass sie mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Marketingabteilung bei Hamilton nicht zufrieden/glücklich waren. Sicher hätte das noch einige junge Zuschauer:innen mehr gebracht, aber letztendlich dürften es die Preise sein. Diese werden in Deutschland nur gezahlt, wenn das Publikum ganz sicher sein kann, das es Bombast bekommt: Seien es die Disney-Stücke als letzte Überlebende der Blockbuster-Ära oder Moulin Rouge, das sich in Köln verkauft wie geschnitten Brot. Wurde auch in dem sehr guten Artikel angemerkt, wie konservativ und wenig offen das deutsche Publikum für Neues ist. Hier der gesamte Artikel:
PS: Dass sich der Sonntag Nachmittag sehr gut verkauft, ist doch kein Wunder. Der Sonntag ist günstiger als der Samstag und eine Nachmittagsvorstellung erlaubt es, eine längere Anreise und Rückfahrt an einem einzigen Tag zu bewerkstelligen und jetzt wo die Abende wieder hell sind, auch noch im Hellen zurück zu fahren. Der Sonntag Abend ist dann schon wieder zu spät. Es hat einen guten Grund, warum es in New York sonntags nur Nachmittagsvorstellungen gibt.
Deswegen braucht ein Musicalfan kein Hamilton in Hamburg, wenn er es in London sehen kann.
Ich korrigiere mal eben: DU brauchst kein Hamilton in Hamburg, weil du die finanziellen Mittel und das Interesse besitzt, eine mehrtägige Reise nach London zu unternehmen, und du einen so umfangreichen englischen Sprachschatz besitzt, dass es dir kein Problem bereitet, einem textlich so komplexen Werk wie Hamilton zu folgen.
Eigentlich bin ich stiller Mitleser im Forum, doch diese Diskussion überrascht und erschreckt mich dann doch so sehr, dass ich etwas dazu schreiben will. Ich habe Hamilton in New York und London gesehen und nun auch endlich in Hamburg. Ich will dazu vorausschicken, dass ich kein Fan der Stage Entertainment bin und seit Jahren so gut wie keine Stage-Stücke mehr besuche. Hamilton in Hamburg hat mich dann aber doch neugierig gemacht und vor allem geschah der Besuch auf Wunsch einer älteren Person, die das Stück gerne sehen wollte und die wusste, dass ihr Englisch nicht ausreicht, um es im Original zu sehen.
Was soll ich sagen? Entgegen meiner persönlichen Abneigung des Unternehmens hat mich die Produktion voll überzeugt. Nach vielen banalen "reim dich oder ich fress dich" Übersetzungen wurde hier mit großer Sorgfalt eine wirklich gelungene Übersetzung erstellt. Ich weiß nicht, ob Lin-Manuel Miranda hier einfach stärker kontrolliert hat als andere Autoren oder der Respekt vor dem Original größer war. Auch die Besetzung hat mich zum ersten Mal seit langem überzeugt. Entweder waren es deutsche Muttersprachler oder ausländische Darsteller:innen, die schon so lange in Deutschland leben, dass sie nur noch mit leichtem Akzent singen. Und vor allem (bei Stage leider nicht üblich) genau wussten, WAS sie sangen. Gerade bei einem so schwierig zu besetzenden Stück eine Glanzleistung. Mein Alexander Hamilton war die Drittbesetzung Oliver Edwards, ein gebürtiger Wiener. Ansonsten (ebenfalls bei Stage nicht üblich) fast alles Erstbesetzungen.
Das Operettenhaus war keineswegs "leer" – der obere Teil des Rangs war nicht verkauft und ansonsten gab es hier und da Lücken. Wild geschätzt würde ich 800 – 900 Besucher vermuten. Und wisst ihr was? Ich finde das beeindruckend. Beeindruckend für ein Stück, mit dessen Titel und Protagonisten in Deutschland kaum jemand etwas anfangen an und mit einer Musik, die ganz anders ist als die Herzschmerz-Balladen, die das deutsche Publikum erwartet. Und ganz ohne bombastische Bühneneffekte wie Rollschuhe und Kronleuchter.
Und mit deutschem Publikum meine ich auch die Hauptnutzer dieses Forums, die ebenfalls noch immer am Stil der 90er-Jahre festhalten, wie man an der Begeisterung für Stücke wie Goethe und jetzt Lady Bess sehen kann. Ich bin wütend aus Goethe herausgegangen, weil alles so vollkommen vorhersehbar und unsäglich langweilig war. Lady Bess konnte ich nicht mal zu Ende hören. Kein Wunder, dass die deutsche Musicalszene seit Jahren so stagniert, wenn absolut kein Appetit auf neue innovative Stücke da ist. Was soll Stage Entertainment dann machen, als zum x-ten Mal die Vampire zu spielen, was sollen die VBW anders machen als alte Schmachtfetzen wie Rebecca und das Phantom auszugraben?
Hamilton mag in Hamburg kein Megahit werden, was aber nun wirklich nicht verwundern kann, da so viele andere Stücke ebenfalls gefloppt sind und scheinbar außer Disney und den alten vertrauten Blockbustern kaum etwas läuft (so schön es ist, dass sich zumindest Moulin Rouge in Köln zu einem Erfolg entwickelt: Auch dies gehört zur einzigen Art von Musical, die Deutschland goutiert: bombastische Bühnenbilder, bunte Choreographien und Herzschmerzballaden). Ich persönlich bin Stage Entertainment sehr dankbar, dass sie das Experiment gewagt haben und damit endlich mal ein jüngeres Publikum angesprochen haben. Das einzige, was ich ihnen noch vorwerfe und was ich gar nicht verstehen kann, ist, dass eben dieses junge Publikum nicht viel mehr mit Discounts umworben wird, z.B. einen festen Studierendenrabatt von 50%, so wie es ganz früher Stella auch handhabte und so wohl auch viele "Wiederholungstäter" für sich gewann, die dann wieder Freund:innen mitbrachten und überhaupt für positives Word of Mouth sorgten.
Aber egal. Dennoch sage ich: Danke, Stage Entertainment, für diesen Mut.