Kann gar nicht abwarten, Hadestown zu sehen.
Beiträge von Libra
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Gibt es Neuigkeiten zu der CD?
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Wie ist der Merchshop? Gibt es ein schon Picturebook?
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"Miss Saigon" erhebt in keiner Sekunde einen belehrenden Zeigefinger. "Miss Saigon" ist eine Liebesgeschichte vor einem realen Hintergrund. Der Vietnamkrieg war in den 60/70er Jahren. Eine Zeit voller Sexismus, Orientalismus und Rassismus. Das mag heute bedauerlich erscheinen - aber das war nunmal die Zeit damals.
Warum sollte man diese Zeit "umschreiben", auf heutige Wertvorstellungen - also weniger rassistisch oder sexistisch? Wäre das nicht Geschichts-Verfälschung? Boublil/Schönberg haben die Zeit nur abgebildet, nicht bewertet.
"Hamilton" dagegen kommt mit einem ganz anderem Anspruch daher. Einem politischen Konzept: alle Menschen sind gleich, egal wie die Historie war. "Hamilton" will "divers" sein - aber nur in eine Richtung. Die anderen Diversitäten werden ausgeblendet- Ich behaupte mal: im Kreativ-Team von Hamilton saßen mehrheitlich/ausschließlich heterosexuelle Männer. Da ist die Zeit heute 2022 schon weiter als damals 2015. Wer aber so hohe künstlerischen und moralischen Ansprüche erhebt, wie die Hamilton-Macher, der muss sich auch an den eigenen Ansprüchen messen lassen.
Eine Anekedote: vorgestern hatte ich ein Gespräch mit einem Kunden, in dem wir auch auf Hamburg und Musicals zu sprechen kamen. Er outete sich auch als Musicalfreund und war in der Preview von "Hamilton".
Seine Worte: "Hamilton ? Oje war das grauenvoll!. Sprechgesang, nach einer halben Stunde sind wir gegangen. Es war nicht länger zu ertragen".
Den gleichen Reflex hatten wir beide in New York 2015. Nur wegen dem vielen Geld und der Hoffnung im 2 Teil wirds besser sind wir geblieben. Habe ich selten bis nie in Musicals erlebt, diesen Reflex.
Tröstet, dass ich da nicht der Einzige bin...
Es ist ein Unterschied, Sexismus, Rassismus und Orientalismus der damaligen Zeit angemessen und wahrheitsgemäß darzustellen und zu kritisieren oder ob man sich eben solchen Stereotypen und Klischees selbst bedient, sie unkommentiert seinem Publikum präsentiert und so weiterträgt.
Ich kann Ihre Kritikpunkte für Hamilton gut nachvollziehen und würde vieles selbst so unterschreiben. Allerdings wirkt es auf mich wie mit zweierlei Maß gemessen, dieselben patriarchalen Erzählmuster in einem Stück zu kritisieren und bei einem anderen zu ignorieren, weil 'das war ja damals so'. Mir kommt es so vor, dass dieser Unterschied in der Bewertung, entschuldigen Sie bitte diese Vermutung, eher an den unterschiedlichen Musikstilen liegt, die entweder gefallen oder nicht.
Hamilton muss nicht jedem gefallen. Hamilton's politische Geladenheit hat positive als auch negative Facetten. Kein Stück muss jedem gefallen. Mein Kommentar sollte sich nicht gegen Ihre Hamilton-Kritik richten, sondern gegen das Herausstellen Miss Saigons als besseres Musical in dieser Hinsicht.
(Bearbeitet wegen Rechtschreibung)
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Danke für den "erhobenen Zeigefinger".
Die allzu offensichtliche politisch-soziale Belehrung nach irgendwelchen konstruierten "Normen", ist eigentlich der Hautgrund für meine Hamilphobie. Dabei werden sich nur Häppchen aus der Geschichte herausgepickt, die in diese Norm passen. Ein "Geschichtsunterricht" ist das eigentlich nicht. Die Sklaverei jener Zeit kommt kaum vor, das ist verharmlosend. Die Helden werden in ihren historischen "bösen" Taten (Verwicklung und Teilnahme am Sklavenhandel) verharmlost. Die Frauen kreisen sich nur um Hamilton, Homosexualität kommt nicht vor. Tatsächlich gab es aber in jener Zeit durchaus emanzipierte Frauen und Schwule. "Hamilton" will ganz modern erscheinen mit Rap und Colourblind. In anderen Bereichen erscheint es dann aber altbacken und patriarchalisch: Männer sind hetero und hart, in Gestik und Auftreten. Schwul ist dann höchstens der König - und der ist weich und schwach und lächerlich und deswegen ein Looser. Frauen drehen sich in ihrer Existenz um die Macho-Männer.
ich würde jenen empfehlen, die nicht sicher sind, ob sie in die Karten investieren, die Live-Bühnenversion mit Miranda vom Broadway vorher anzuschauen. Läuft glaub ich beim Disney Channel.
Ich wollte Hamilton letztes Jahr eine neue Chance geben, weil es im Musicalkanal des Ferienhauses auf Lanzarote angeboten wurde. Eine halbe Stunde habe ich durchgehalten, dann war mir zu doof und langweilig. Hab mir dann "Miss Saigon" ausgesucht und bis zum Ende angeschaut. Weil es einfach ein besseres, ergreifenderes Musical ist als HAmilton.
Ich finde es sehr amüsant, wofür Sie Hamilton kritisieren, aber dann Miss Saigon loben, welches nur so von Sexismus, Orientalismus und Rassismus strotzt.