Ich war am 25.6. (Samstag) in der Abendvorstellung, hab es jetzt mal kurz sacken lassen müssen. Frische Erinnerungen sind zwar hilfreich, aber ich denke, es ist gut auch ein paar Mal drüber zu schlafen.
Vorweg: Zu dem Verhältnis zum Buch kann ich - im Gegensatz zu Bilberry - leider nichts bzw. inzwischen nicht mehr viel sagen (ich habe es zwar vor ca. 10 Jahren mal gelesen, aber vieles schon wieder vergessen... dunkel erinnere ich mich, dass die Auflösung/das Geheimnis von Sir Glyde aber etwas anderes war als in der Musicalfassung von ALW).
Ich war das erste Mal in Fürth. Das Theater ist sehr schön, vom Parkett aus ist die Sicht überall gut (mittig natürlich besser als seitlich). Es war auch eine schöne Geste vom Theater, das Programmheft gratis zu verteilen! Toll die Studierendenermäßigung an der Abendkasse - ein Glücksfall für mich, dass ich mit vielen Auswahlmöglichkeiten einen guten mittigen Sitz im hinteren Drittel des Parketts wählen konnte, andererseits aber leider auch ein Zeichen für die nicht gerade berauschende Auslastung an diesem Abend (im Parkett waren gefühlt die Hälfte, bzw. vielleicht eher 2/3 der Plätze nicht belegt). Das ist wirklich schade, denn ich fand es war ein sehr mitreißender Abend, der sich leicht mehr Publikum verdient hätte. Leider waren unter den vorhandenen Besucher:innen aber auch einige Personen, die immer wieder mal geplaudert haben...
Gesanglich war ich durch die Bank begeistert - wie oben auch schon von Norma Desmond bemerkt insbesondere von Frau Filipčić. Darstellerisch auch von Yngve Gasoy Romdal, ich hatte befürchtet, die Rolle würde allzu sehr ins lächerliche gezogen, war aber eine sehr gute Mischung aus Komik und Bedrohlichkeit.
Die Übersetzung war großartig, nichts, was sich gespießt hätte oder ungelenk aufgefallen wäre. (Ich hatte mich selbst mal an einer Übersetzung versucht... so was wie "Sie seh'n ich bin kein Geist, ich lebe, bin aus Fleisch und Blut, seh'n Sie mich an! Mein Herr, ich heiße Anne, Anne Catherick, und ich lüge Sie gewiss nicht an... In Limmeridge bin ich aufgewachsen, doch lebte ich nicht lange dort..." usw. - die in Fürth und Gmunden tatsächlich verwendete war aber um einiges besser als mein Gebrabbel ).
Ich habe die CD aus London mehrmals gehört; es waren jetzt einige Stellen gekürzt, oder? Insbesondere im zweiten Akt fand ich den Übergang von Marians (möglicherweise durch Arzeneimittel verursachter) längerer Krankheit und Lauras Begräbnis sehr abrupt. Auf der CD gibt es so eine Art Alptraum, den Marian durchlebt, der war hier allerdings nicht - liegt das an späteren Überarbeitungen des Stückes? (Auch "Lammastide" habe ich vermisst.)
Insgesamt muss man sich, denke ich, auf dieses Stück als eine Art Zeitreise einlassen - zum einen in die viktorianische(?) Zeit, zum anderen aber auch in die Zeit "dieser" Musicals (vieles sehr (melo-)dramatisch, auch z.T. over-the-top). Ich bin sehr froh, dass ich es live sehen konnte (eben weil ich das Album seit ca. 10 Jahren immer wieder mal hervorgekramt und gehört habe) - vor allem auch in einer für mich rundum stimmigen Aufführung.