Ich war gestern in der dritten Preview von "Why am I so single?" im Garrick Thetare in London. Es war ein lustiger und sehr erfrischender Abend. Der Cast war jung, divers und äußerst spielfreudig! Es gibt zahlreiche Anspielungen auf andere Musicals (Wicked, Chicago, SIX, und vor allem Oliver!) und auch ein paar tolle Ideen (wie z.B. die Requisiten),die sicher nicht ganz neu sind, aber in dieser Form einfach irgendwie innovativ.
Der von Coricolonzo im West End - Gossip Thread angesprochene Song geht wirklich ins Ohr.
Ansonsten reicht die Musik für mich aber nicht an SIX ran. Dennoch ein sehr unterhaltsamer Abend - zum Lachen aber auch mit emotionalen/traurigen Momenten.
Ich kann mir das Stück allerdings nicht in Deutschland vorstellen - höchstens als Abschlussprojekt der Musicalschule/--Uni. Gerade mit Oliver! können viele Leute hierzulande dann doch nichts anfangen und würden die Gags wohl weniger verstehen.
Auch müsste es für den Broadway oder außerhalb Londons überarbeitet werden, da es teilweise sehr West End bezogen ist.
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Die Geschichte handelt von den beiden Autor*innen/Freund*innen, die ein neues Musical schreiben sollen und überlegen, worum es in dem Stück gehen könnte. Schließlich ploppt bei ihnen die Frage auf, warum sie den Single sind und machen das zum Thema ihrer Show. Sie machen sich auf die Suche nach Antworten und sprechen dabei auch ihre Schwierigekiten mit Geschlechtidentität oder Verlusten im Leben an. Das Stück handelt von Dating, gescheiterten Beziehungen, den eigenen Schwierigkeiten und Belastungen und Freundschaft ... und einer Biene 🤣 (Mr. Bean lässt grüßen).
Es gibt tatsächlich nur die beiden Hauptrollen und eine kleine Nebenrolle. Dennoch wird die Show vom Ensemble untermalt und die Athmosphäre durch den sehr frischen Cast gezaubert (sie schieben nicht nur Requisiten herum ... um nicht zu viel zu verraten).
An manchen Stellen wirkt die Show auf mich noch nicht ganz ausgereift und sicher hätte man hier und da noch mehr Anspielungen auf andere Shows bringen können. Beziehungsweise bleiben manchen Charaktere dann doch unterentwickelt. Am Ende stellt sich die Frage (bzw. stellen sich die Autoren die Frage), ob der Inhalt der Show für ein West End Musical ausreicht ... aber im West End wird zur Zeit sowieso jeder Sch*** gespielt.
Im großen und ganzen kann man die Show als Persiflage auf das Genre Musical mit autobiographischen Zügen bezeichnen.
Es lohnt sich sicher, die Show anzuschauen, wenn man sowieso in London ist.
Ob ich extra dafür anreisen würde? Nein!