Hercules - Hamburg

    Zitat von kevin

    Wobei die unspektakuläre Ausstattung und Inszenierung von HERCULES wohl der SE (und nicht Disney) anzulasten ist.

    Das Budget für die Produktion wurde von der SE bestimmt. Da war nicht viel mehr möglich, als eine LED-Wand und ein paar alte Puppen aus dem Fundus der Muppet Show von 1975.

    Mit Verlaub (auch wenn ich keine Verträge kenne), ich bin mir sicher, dass die Entscheidungsmöglichkeit von Disneys Lizenznehmern, also auch der Stage, darin besteht „Kauf ich“ oder „Kauf ich nicht“ zu sagen, bzw. „ab x Mio sind wir raus“.

    Beim Produkt wird Disney immer autark entscheiden, vielleicht seine Partner noch „anhören“ … das war’s aber schon … die Stage wird Disney keine Vorschriften zur Ausstattung, zur finalen Besetzung, zum Orchester , zur Inszenierung, zum Buch , zum Kreativteam oder sonst was machen dürfen … leider.

    Bezüglich Hercules bleibe ich dabei: wäre Disney selbst richtig überzeugt von dem Stoff und der Umsetzung, wäre das Stück niemals in Deutschland „uraufgeführt“ worden.

    Der Glöckner passt ganz genau in dieses Schema: der Zeichentrickfilm war in Europa, hauptsächlich Deutschland, sehr erfolgreich. In den USA blieb der Erfolg hinter den Disney Erwartungen zurück. Deshalb bekam die Stella die Uraufführung für die Musical-Fassung in Berlin.

    Weder die damalige Inszenierung, noch die von mir verehrte Schwartz-Inszenierung hat Disney bisher an den Broadway gebracht.

    Dabei war der "Glöckner von Notre Dame" in Berliner UrVersion noch ein opulentes Spektakel, dass die europäische kulturelle Vorlage nicht verhunzt oder verfälscht, sondern respektiert hat. Deswegen war es auch recht erfolgreich.

    Derweil Herkules als "Spektakel" auf unterstem Niveau daherkommt und sich in seinem Konzept erdreistet, die kulturelle europäische Vorlage zu amerikanisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von reallyuseful (17. August 2024 um 16:03)

    Also ohne ein Plädoyer für die Stage ergreifen zu wollen, aber Disney ist schon ein ziemliches Abzockerunternehmen. Die "zwingen" die Stage durchaus zum Kauf von Swarovski Steinchen usw. und nutzen die dann in anderen Produktionen. Von Insidern hört man durchaus skurrile Stories...

    Ich glaube aufgrund der Abhängigkeit von Stage zu Disney, da sie sonst kaum Shows über hätten, läuft da einiges durchaus nicht so "fair".

    Aber letztendlich ist die Stage selbst schuld, weil sie es verpasst hat sich ein offenes diverses Publikum zu erziehen, welches auch für andere Dinge offen ist. Dazu die Preise und schlechtes Marketing, da erreicht man viele Menschen nicht mehr, auch weil man nicht Monopolist ist und viele Stadttheater und ATG durchaus ernstzunehmende Konkurrenz sind.

    Zitat von mrmusical

    Der Broadway ist ja nun auch nicht mehr das Maß der Dinge. Viele Shows entstehen anderswo und das ist auch gut so.

    Vollkommen korrekt mrmusical ,

    es ging mir auch nicht um mehr oder weniger Qualität, sondern darum, dass meiner Meinung nach Disney ein Musical, von dessen Erfolg man 100 Prozent überzeugt ist, nach tryouts in den USA dann auch am Broadway zur Uraufführung bringt.
    Frozen hätte Disney niemals nach Hamburg zur Weltpremiere gegeben.

    Zitat von Fiyero

    Aber letztendlich ist die Stage selbst schuld, weil sie es verpasst hat sich ein offenes diverses Publikum zu erziehen, welches auch für andere Dinge offen ist.

    Wie erzieht man denn so ein Publikum ? Gibt es dafür pädagogische Lehrwerke? Welche Vorstellung von Demokratie, Individualität (=Vielfalt) und freiem Willen, liegt der Vorstellung von "Erziehung" anderer Menschen zugrunde?

    Befinde ich mich bis ans Lebensende in einer KITA mit fortwährender "Erziehung" ? Ist das nicht totalitär?

    Ich habe verstanden wie du es gemeint hast. Ich würde es aber anders formulieren: die Stage hat versäumt neue und diverse Zielgruppen zu erschließen. Diese Idee dass man ein bestehendes Publikum um erzieht und an neue Sachen heranführt ist ja jetzt nicht neu. Das haben die Stadttheater und Staatstheater schon in den letzten 60 Jahren mit mäßigem Erfolg versucht. Wenngleich es da auch um andere Themen ging.

    Die Zukunft des Musicals im Theater hängt aber meiner Meinung nach viel mehr davon ab ob man das nachwachsende Publikum für Theater und Musical begeistern kann. Der Sinn für Diversität kommt dann von selbst da der dort viel mehr verbreitet ist.

    Aber wenn das Publikum in den nächsten 20 Jahren langsam wegstirbt oder nicht mehr aus dem Haus geht dann hat man natürlich ein Problem.

    Vermutlich ist auch dass die Strategie hinter der Disney Partnerschaft da die IPs dort einem jüngeren Publikum auch bekannt sind.

    Aber irgendwie hat es nicht so wirklich geklappt in der letzten Zeit.

    Vielfalt und Diversität sind Fakt. Dass sich dies in allen Bereichen des Lebens und Arbeitslebens widerspiegeln sollte, ist mein Verständnis von gelebter Diversität und da haben wir insgesamt sicherlich noch Nachholbedarf in der Gesellschaft. Dass in Unternehmen zB die Führungsetagen noch weitestgehend mit „weißen“ „Männern“ besetzt sind, ist so ein Thema für mich. In allen Bereichen eines Unternehmens sollte sich die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln … halt natürlich anteilig so, wie sie auch in der Gesellschaft vertreten sind. Also Männer:Frauen, Deutsche:Migranten, POC:Hellhäutige, Menschen mit Einschränkungen: Menschen ohne Einschränkungen usw. … das ist noch ein Weg.

    Was ist nicht verstehe. ist dieses ständige Lamento im kulturellen Bereich… wo bitte, ist die Belegschaft und sind die Menschen auch nur annähernd so bunt, so divers, so international aufgestellt, wie beim Theater und insbesondere beim Musical? Und das seit Jahren, als es noch gar keine Begriffe dafür gab.

    Und deshalb denke ich immer, wenn mit der Brechstange und mit erhobenem Zeigefinger versucht wird,aber ganz besonders divers sein zu wollen, dass man der richtigen Sache damit einen Bärendienst erweist, weil es vielleicht auch nervt… und dazu gehört für mich leider auch Disney … gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

    Zitat von Jonathan

    Vielfalt und Diversität sind Fakt.

    Sehr ich auch so. Da hat sich unsere Gesellschaft auch weiterentwickelt weil vieles was es schon früher an Diversität gab und versteckt würde heute nicht mehr versteckt werden muss. Gott sei Dank.

    Zitat von Jonathan

    halt natürlich anteilig so, wie sie auch in der Gesellschaft vertreten sind. Also Männer:Frauen, Deutsche:Migranten, POC:Hellhäutige, Menschen mit Einschränkungen: Menschen ohne Einschränkungen usw. … das ist noch ein Weg.

    Quoten oder festgesetzte Anteile sind jetzt nicht so mein Ding. Meine Meinung nach ist der Weg eher der dass man die Chancen schafft das ganz automatisch auch viele qualifizierte Leute in den Gesellschaftsschichten und Geschlechtern da sind die dann automatisch da reinwachsen.

    Zitat von Jonathan

    wo bitte, ist die Belegschaft und sind die Menschen auch nur annähernd so bunt, so divers, so international aufgestellt, wie beim Theater und insbesondere beim Musical? Und das seit Jahren, als es noch gar keine Begriffe dafür gab.

    Auch da stimme ich dir 100% zu.

    Ich habe aber einen ganz anderen Eindruck: ich glaube nämlich dass die Diskussion eher von bestimmten Publikumsschichten kommt, die sich daran stören das eine Cast heute nicht so aussieht wie vor 50 Jahren. Da werden schnell auch mal Umerziehungsversuche wo hinein fabuliert, wo sie gar nicht intendiert waren sondern einfach durch die besser sichtbare Vielfalt jetzt automatisch auftauchen.

    Ich bin noch nie in einem Theater gesessen und habe mir gedacht: das ist aber eine super PoC-Show und das war eine ganz schlechte PoC Show. In Wirklichkeit gibt es gute und schlechte Shows. Und wenn das Stück nichts taugt dann ist es vollkommen wurscht ob die Leute Weiß Schwarz Grün oder Regenbogenfarben sind.

    Außer vielleicht bei Shrek. Wenn der weiß wäre statt grün hätten wir vermutlich ein Problem. Andererseits: warum eigentlich? In Wirklichkeit hat er noch keiner einen Oger gesehen. Außer im Kino.

    Aber da kommen wir dann schon wieder in seltsame Diskussionen rein. So Fragen wie: verträgt sich colorblind Casting eigentlich mit dem postulierten Verbot der kulturellen Aneignung. Verträgt sich ein postuliertes Verbot von kultureller Aneignung überhaupt mit Kunst die zu 90% daraus entsteht dass Menschen und Kulturen sich gegenseitig beeinflussen und daraus etwas Neues entsteht. Und das immer schon.

    Am Ende ist einfach die Sicht auf die Dinge einfacher wenn man sich mal klar macht dass es auf diesem Planeten nur eine menschliche Rasse gibt. Die der Menschen.

    Ich musste das an der Stelle mal loswerden weil ich es schon so oft auf der Zunge hatte. Ich werde aber mit niemandem darüber diskutieren um den Thread nicht vom Thema abzubringen.

    Was ich aus dem Herkules Themen mitnehme ist, dass die Show nicht die Magie auf ein größeres Publikum ausübt und wie es frühere Disney Musicals getan haben. Ohne es gesehen zu haben vermute ich aber: es ist völlig egal wie das Casting ist. Wäre die Show an sich der Hammer könnte es besser laufen. Allerdings war ja auch schon der Film nicht mehr so der Hammer wie die Vorgänger aus dieser Phase von Disney. Sowohl Hercules als auch Mulan waren die schwächeren Einträge als Film.

    Noch ein Nachtrag dazu trotzdem kann man ja aus einem schwächeren Film ein super Musical machen. Bestes Beispiel für mich ist Hairspray. Das fand ich als Film höchstens ganz nett aber als Musical den absoluten Burner.

    Schöne Beiträge.

    Die Stage hat es nach Stella nicht geschafft das Publikum abseits von den ganz großen bekannten Titeln für das Musical zu begeistern. Wenn ich von Musicals berichte sagen mir oft Leute, dass sie auch mal beim Phantom oder Lion King waren. Dass die Vielfalt enorm ist, weiß der Ottonormalbesucher einfach nicht. Da hätte quasi schon in den 2000ern "Aufklärungsarbeit" geleistet werden müssen. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit zu Disney und starken Titeln. Richtig gute Musicals wie Come from Away oder Dear Evan Hansen, die auch jüngeres Publikum ansprechen, landen dann in den Stadttheatern in freien Inszenierungen.

    Das wären die Stücke für die Stadttheater - allerdings bringen sie sie ja nicht - die eine Woche Spielzeit in Fürth zeigt da ja den Witz und anschließend überhaupt nicht mehr auf dem Spielplan in Deutschland….

    Das subventionierte Theater hätte die Aufgabe diese Musicalschätze zu zeigen tut es aber leider nicht - das ist das ganz ganz große Problem

    Sie fischen bei den Grossproduktionen wie man sieht wie z.B SISTER ACT von Stage oder Jekyll & Hyde anstatt in die Fläche unbekannte Perlen vom Broadway & West End hierherzuholen

    Da Lob ich die Stage sehr, dass innerhalb eines Jahres 3 noch nie in Deutschland gezeigte Shows zu bringen - Hercules, &julia & MJ - das ist eine super Auswahl und genau für Ensuite Musical konzipiert….

    Deswegen laste ich das auch nicht der Stage an die „Umerziehung“ des Publikums nicht geleistet zu haben sondern den Staatstankern

    Bei Stage sind viele Kinder & Jugendliche in den Shows von 8-99 Jahren Bunt durchmischt….Musiktheater auf Höhe der Zeit immer mit modernster Technik Kostümen usw….

    Wieso sind das Stücke für Stadttheater? Die laufen/liefen alle in kommerziellen Produktionen in UK und USA und das äußerst erfolgreich.

    Die Stage hätte das auch machen können, hätte sie sich das Publikum entsprechend "erzogen".

    Haben sie nicht und deshalb sind sie abhängig von wenigen Stücken/Blockbustern und müssen sich auch Forderungen von Disney unterwerfen. Und sie konnten vor Jahren schon nicht alle Theater erfolgreich bespielen. #Schließungen

    Warum sollen die Stadttheater nicht Jekyll und Hyde, Sister Act usw. zeigen? Die Rechte sind frei und ist doch gut für das lokale Publikum als Zweit-Drittverwertung. Dass einige Intendanten mutiger sein könnten, ist unbestritten. Das deutsche Publikum wird nun aber wohl nie in den Genuss von Originalinszenierungen von Perlen wie Come from Away kommen.

    Das eigentliche Problem ist aus meiner Sicht dass in den Köpfen viele Intendanten das Musical nicht die Operette entweder gleichwertig ergänzt oder abgelöst hat. Es ist zwar schon deutlich besser geworden aber es reicht noch nicht. Das wird auch erst passieren wenn weitere ein bis zwei Generationen aus dem Publikum ausscheiden.

    Und das Problem der Stage scheint mir zu sein dass man zwar immer wieder was probiert aber dabei irgendwie kein glückliches Händchen hatte bisher. Ich gehöre nicht zu denen die das Stage vorwerfen nur auf Nummer sicher zu gehen. Es gab ja nicht nur Disney. Was mir aber bei den mutigeren Produktionen auffällt ist das in der Werbung fast nie auf die Musikkarte gesetzt wird. Außer es ist vielleicht eine Compilation Show wo die Musik bekannt ist. Genau da wo man es eigentlich nicht bräuchte.

    Das war früher irgendwie anders. In den 80er Jahren und auch in den Neunzigern hatte ich schon den Eindruck das versucht wurde zu jedem Musical zumindestens eine Nummer in der Öffentlichkeit zu promoten. Heute sehe ich in der audiovisuellen Werbung eigentlich immer nur Zusammenschnitte von irgendwelchen Bühnenaufnahmen in denen Menschen singen aber niemand bringt mir näher was da gesungen wird. Quasi als ob die Musik egal geworden ist. Aber gerade bei Stücken die nicht auf bekannter Musik basieren müsste doch die Werbung drauf Lust machen auch zu zeigen wie Emotion durch Musik transportiert wird.

    Ich verstehe das irgendwie nicht ganz.

    Das die SE innerhalb kurzer Zeit drei Deutschlandpremieren zeigt, klingt natürlich gut.

    Aber wenn man einmal genauer hinsieht, was haben wir da?

    Zwei Compilation Shows nach Schema X und der gescheiterte Versuch einen Disney Film einer lukrativen Zweitverwertung zuzuführen.

    Mich haben sie damit als Zuschauer nicht gewonnen, noch glaube ich, dass das ein erfolgreiches Konzept für die weitere Zukunft sein wird.

    Die Geschichte von &JULIA finde ich prinzipiell auch interessant. Allerdings ist die musikalische Seite ein liebloses 08/15 Pop-Sammelsurium.

    Ein Blick in die Saalpläne zeigt, dass es auch für &JULIA in Hamburg schwierig werden wird.

    Ich hatte einen der lustigsten und überraschendsten Musicalabende in London damals. Die Interpretation der Songs in neuem Zusammenhang find ich witzig und die Umsetzung in dem eher statischen Bild überaus gelungen. Was halt abschreckt sind die Preise (ohne das Thema wieder aufmachen zu wollen). Habe ich in London knapp 40 Pfund bezahlt für 1. Rang Mitte geht es in HH bei knapp 100€ erst los. Das schreckt ab.

    Zitat von Fiyero

    Richtig gute Musicals wie Come from Away oder Dear Evan Hansen, die auch jüngeres Publikum ansprechen, landen dann in den Stadttheatern in freien Inszenierungen.

    Und für das Bühnenbild von Come From Away mit einem einzigen Hintergrund und einem Dutzend Holzstühle soll die Kundschaft der kommerziellen Musicals dann 200 Euro zahlen?

    Da sich Deutschland nun mal dieses exorbitant teure Stadttheatersystem leistet, hat es schon seine Berechtigung, dass diese kleineren Stücke dann auch dort gespielt werden und da ist es halt immer Roulette, ob und wo sie auftauchen.

    Und trotz der Verehrung die &Juliet hier scheinbar genießt, ist das Stück in London, also dort, wo die Identifikation mit Shakespeare am höchsten ist, bestenfalls mittelmäßig gelaufen, mit unzähligen Discounts. Wie also soll es hier, wo Shakespeare weit weniger zum Allgemeingut gehört und wo es seit Jahr und Tag versäumt wird, richtig attraktive Rabatte für jüngere Menschen rauszuhauen, gut laufen?

    P.S. cellophan - ja, früher war mehr Lametta, äh, ich meine, wurde viel mehr mit Songs geworben, allerdings gab es damals auch Songs vom Kaliber "Memory" oder "Phantom of the Opera", die sofort ins Ohr gingen und die für sich absolute Hits waren, die jeder auf der Bühne erleben wollte. Heutige Stücke wie Hamilton und Hadestown sind halt eher Gesamtkunstwerke, aus denen kaum ein Song wirklich hervorsticht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!

Benutzerkonto erstellen Anmelden